Reptilien

Schildkröten und andere Reptilien richtig ernähren und pflegen

Vieler Menschen fühlen sich von dem exotischen, oftmals bizarren Aussehen der Reptilien angezogen. Besonders Schildkröten werden gerne zu Hause gepflegt, aber auch andere Reptilien wie Geckos oder Schlangen finden Liebhaber.

Manche Reptilien sind trotz ihres robusten Aussehens empfindlich und schwierig zu pflegen. erkundigen Sie sich bei Ihrem Fachhändler nach den Bedürfnissen Ihrer Pfleglinge. Ein gewisser Respekt vor diesen hochinteressanten, erdgeschichtlich alten Tieren ist sicher angebracht, und mit etwas Einfühlungsvermögen ist es gar nicht so schwierig, viele der faszinierenden Reptilien artgerecht zu pflegen.

Reptilien bevölkern seit unvorstellbar langer Zeit die Erde. Die ältesten Reptilienfunde sind ca. 300 Millionen Jahre alt. über einen Zeitraum von mehr als 200 Millionen Jahren waren Reptilien die unbestrittenen Herrscher der Erde. Schildkröten und andere Reptilien haben diesen langen Zeitraum fast unverändert überlebt, sind also ein echtes Erfolgsmodell der Natur. 


 

Das Richtige Terrarium

Terrarium ist nicht gleich Terrarium! Bevor Tiere erworben werden, muss Klarheit über ihre Bedürfnisse herrschen und das Terrarium dementsprechend eingerichtet sein. Reptilien sind wechselwarme Tiere, die zur Aufrechterhaltung ihrer Körperfunktionen viel Wärme benötigen. Die meisten in Terrarien gepflegten Tiere stammen aus warmen bis heißen Gegenden der Erde, in der mittel- und nordeuropäischen Fauna sind Reptilien nur wenig vertreten.

 

Welche Terrarienarten gibt es für Schildkröten?

Landschildkröten sollten währen der warmen Monate (auch nachts über 18 °C) grundsätzlich in einem Freigehege gehalten werden. Dazu muss das Gehege geräumig sein und sowohl sonnige wie auch schattige Plätze bieten. eine einzige ausgewachsene Landschildkröte benötigt mindestens 2 m2, mehrere Tiere entsprechend mehr. Ausbruchssicherheit ist sehr wichtig. Schildkröten sind erstaunlich gute Kletterer! Auch unter einem nicht tief genug (30cm) im Boden verankerten Zaun können Sie sich durcharbeiten.

 

Eine Bedrohung durch andere Tiere (z.B. Katzen, Hunde oder Nagetiere) muss ausgeschlossen sein. eine flache Wasserstelle zum Trinken darf nicht fehlen. Für Ruhezeiten brauchen die Schildkröten ein Schlafhaus. Auch eine freie Haltung im Garten ist möglich . Das setzt aber voraus, dass:

  • Der Garten fest und ausbruchssicher umzäunt ist

  • Kellertreppen usw. entsprechend abgesichert sind

  • Salat-, Blumen- und Gemüsebeete umzäunt sind (ansonsten dienen dies Beete den Schildkröten als Futterquelle)

  • keine giftigen Pflanzen im garten stehen und auch sonst keine giftigen Substanzen (Schneckenkorn, Pflanzenschutzmittel usw. ) gelagert werden.

  • keine Gefahr z.B. durch umstürzendes Gartenwerkzeug besteht

  • ein Gartenteich (bei Haltung von Landschildkröten) so abgesichert ist, dass die Schildkröten nicht hineinfallen

  • ein Teich (bei Haltung von Wasserschildkröten) für die Schildkröten über eine sanfte Böschung gut zugänglich ist. In diesem Fall sind aber zumindest kleiner Fisch stark gefährdet, und auch die Bepflanzung wird in Mitleidenschaft gezogen. die zuvor genannten Aspekte (Bedrohung, Schlafhaus) gelten natürlich ebenfalls.


 

Wasserschildkröten benötigen eine Kombination aus Terrarium und Aquarium - ein Aquaterrarium das aus einem Wasser- und einem Landbereich besteht. Das Wasser muss so tief sein, dass die Schildkröten vollständig untertauchen können. Als Faustregel gilt: Die Wassertiefe soll in etwa der Panzerbreite entsprechen. Die Wassertemperatur sollte je nach gepflegter Schildkrötenart zwischen 20 - 28 °C liegen. Zum Erwärmen des Wassers verwenden Sie am besten Wärmestrahler. Regelheizer, wie sie für Aquarien üblich sind, werden von den kräftigen Schildkröten leicht beschädigt oder zerstört.

Der Landteil muss auf jeden Fall groß genug sein, um allen Schildkröten Platz zum sonnen zu bieten. Messen sie die Schildkröten also in der Länge und der Breite und richten Sie den Landteil dementsprechend ein.  Verfahren Sie dabei großzügig und berücksichtigen Sie bei Jungtieren die zu erwartende Endgröße. Der Übergang vom Wasser- zum Landteil wird mit einer flachen Böschung (Stein) so gelegt, das die Tiere mühelos aus dem Wasser ans Land gelangen können. Vermeiden Sie scharfkantige Steine u.ä., die Schildkröten verletzen sich sonst leicht.

Das Aquaterrarium sollte nicht mit Wurzeln und Pflanzen dekoriert werden: die Tiere werden dadurch in ihrer Bewegungsfreiheit eingeengt und verletzen sich bei dem Versuch, die Hindernisse zu entfernen. Außerdem gehen sie nicht besonders pfleglich mit Pflanzen um und fressen sie gerne an. Vermeiden Sie unbedingt, giftige Pflanzen in die Nähe des Terrariums zu stellen! Auch wenn die Pflanzen so stehen, dass die Schildkröten sie nicht erreichen, besteht Vergiftungsgefahr z.B. durch herabgefallene Blätter. Erkundigen Sie sich beim kauf der pflanzen, ob diese für Tiere giftig sind.

Viele Schildkröten und einige andere Reptilien benötigen ihre Winterruhe. für Landschildkröten eignet sich eine einfache Kiste oder ein stabiler Karton, der z.B. mit feuchtem Torf oder Laub gefüllt wird. In diesem Karton ruhen die Tiere vom Herbst bis zum Frühjahr. Die Kiste muss an einem ruhigen ort stehen, um die Tiere nicht zu stören. die schlafenden Reptilien sind völlig wehrlos und müssen unbedingt vor Nagetieren sicher sein. Kellerplätze bei 8 - 10 °C haben sich am besten bewährt. Die Ruhezeit beginnt ca. von Oktober bis Ende März / Anfang April.

Nach dem Aufwachen im Frühjahr werden die Tier behutsam in lauwarmem Wasser gebadet. Achten Sie unbedingt darauf, dass der Wasserstand niedrig ist. Die Schildkröten sind noch sehr schlaftrunken und können in zu tiefem Badewasser ertrinken! Das Wasser muss so flach sein, dass die Schildkröten ihren Kopf mühelos über der Oberfläche halten können. Die Tiere trinken beim Baden.

 

Wüstenbewohner und Ihr Zuhause

Für Tiere, die ein trocken-warmes Klima benötigen (z.B. Geckos viele Schlangen) ist ein Wüsten -Terrarium erforderlich. Ein solches Terrarium ist überwiegend mit Sand und Steinaufbauten eingerichtet. Eine Variante ist das Felsen-Terrarium, das nahezu ausschließlich mit Steinen eingerichtet ist. Achten Sie darauf, Steinaufbauten stabil zu befestigen. Die Tiere klettern in den Aufbauten und können wacklige Konstruktionen zum Einsturz bringen und sich dabei verletzen!

 

Verwenden Sie zum Verbinden der Steine ausschließlich Materialien (Spezialkleber, Bänder usw.) aus dem Zoofachhandel. Mörtel und Steinkleber aus dem Baumarkt enthalten oft giftige Stoffe. Als Pflanzen kommen nur sehr widerstandsfähige dickblättrige Pflanzen, Agaven, Kakteen o.ä. in Betracht. Sinnvoller ist aber auch hier, auf eine Bepflanzung ganz zu verzichten.

 

Regenwaldbewohner und Ihr Zuhause

Für Tiere aus feucht-warmen Gebieten ist ein Regenwald-Terrarium ein geeigneter Lebensraum. Ein solches Terrarium ist hoch, dicht bepflanzt und bietet viele Klettermöglichkeiten. Es ist geeignet für alle Regenwaldbewohner (Anolis, Strumpfbandnattern, Chamäleons u.a.). Denken Sie daran, alle Bauten sicher zu befestigen, damit sie nicht durch kletternde Tier einstürzen. Achten Sie beim Kauf eines Terrariums auf die geeignete Bauweise und die richtige Größe. Erkundigen Sie sich über den Platzbedarf Ihrer Tiere.

 

Frischluftzufuhr ist unbedingt nötig. Abgesehen davon, dass die Luft sonst sehr schnell verbraucht wird, bildet sich durch das warme Terrarienklima vor allem bei Aquaterrarien und Regenwaldterrarien Kondenswasser auf den Scheiben, das die Sicht behindert. Außerdem steigt das Risiko der Schimmelbildung.

Die Frischluftzufuhr kann bei Glasterrarien über eingearbeitete Metall- oder Kunststoffgaze-Streifen erreicht werden. Zur Vermeidung von Zugluft (führt zu Erkältungen der Tiere!) dürfen diese Streifen nicht an Gegenüberliegenden Seiten des Terrariums angebracht sein.

 

Ohne Technik geht es nicht:
Beleuchtung, Heizung und Filterung

Zur Beleuchtung bepflanzter Terrarien bieten sich beispielsweise Leuchtstoffröhren  mit hohem UV - Anteil an, wie sie in der Aquaristik verwendet werden. um den Tieren Wärme und helles Licht (Sonnenersatz) zu bieten, empfiehlt sich die Verwendung heller Glühlampen o.ä. für sehr wärmebedürftige Tiere wird zusätzlich eine infrarot - Lampe benutzt, die nur Wärme, aber praktisch kein Licht abgibt. Erkundigen Sie sich beim Kauf nach dem Mindestabstand der Beleuchtung, um Verbrennungen zu vermeiden. alle Lampen müssen so angebracht sein, dass die Reptilien (z.B. Schlangen) nicht damit in Berührung kommen können.

Besonders einfach wird die Lichtversorgung, wenn die Beleuchtung über eine Zeitschaltuhr gesteuert wird. Die Tiere gewöhnen sich schnell an einen konstanten Tag - Nach - Rhythmus, der wie in den Tropen aus jeweils 12 Stunden Licht und Dunkelheit bestehen soll.

Zum Ausgleich des Sonnenmangels sollte zweimal wöchentlich eine UV-Bestrahlung durchgeführt werden (maximal 5 Minuten, längere Bestrahlung führt zu Verbrennungen). Das Wasser bei Aquaterrarien wird mit Wärmestrahlern erwärmt. Montieren Sie diese so, das sie längere Zeit eingeschaltet bleiben können, ohne Verbrennungen zu riskieren. Die Verwendung von Aquarium - Regelheizern aus Glas ist nicht empfehlenswert. Wasserschildkröten sind kräftige Tiere, die den Heizer vor allem bei Schreckreaktionen leicht zerschlagen.

Wasserschildkröten haben einen regen Stoffwechsel und verschmutzen das Wasser sehr schnell. Zusätzlich zu regelmäßigen Wasserwechseln (je nach Verschmutzung wöchentlich bis täglich) wird das Wasser gefiltert. Da ein Außenfilter neben der mechanischen Filterung von Schwebstoffen auch einen biologischen Abbau von Ammonium / Ammoniak und Nitrit ermöglicht, verbessert sich die Wasserqualität stark. Die Filterung ersetzt aber keinen Wasserwechsel. Leitungswasser ist ohne Aufbereitung für Aquaterrarien ungeeignet! Chlor und gelöste Salze führen zu Hautreizungen. Kupfer, das sich aus der Leitung löst, ist oft Ursache für Gesundheitsschäden der Tiere. Zur Aufbereitung des Wassers muss ein Wasseraufbereiter verwendet werden, welcher Chlore und Schwermetalle bindet. Der richtige pH-Wert liegt für Schildkröten im neutralen Bereich (pH 7). Er Solle regelmäßig kontrolliert werden.

 

Welches Futter brauchen Reptilien?

In der Natur suchen sich Schildkröten und andere Reptilien selbständig ausgewogenen Nahrung. von Menschen gepflegte Tiere sind jedoch auf die Nahrung angewiesen, die ihnen gegeben wird. Vergessen Sie als Pfleger deshalb nie, dass allein sie für die artgerechte, abwechslungsreiche Ernährung und damit das Wohlergehen Ihrer Pfleglinge verantwortlich sind. die Nahrung muss alle lebensnotwendigen Inhaltsstoffe enthalten. Dazu gehören z.B. Mineralien, Calcium und Vitamine. Reptilien benötigen diese Stoffe zum Aufbau des Skeletts und des Panzers bzw. Schuppenkleids sowie gegen Krampf- und Lähmungserscheinungen. Besonders Schildkröten leiden häufig an Verstropfung. Sie benötigen daher ausreichen Ballaststoffe, die vorbeugend gegen Darmträgheit wirken. einige ungespritzte Salatblätter oder ein gelegentliches Stückchen mageres Fleisch reich zur ausgewogenen Ernährung von Reptilein nicht aus. Neben der Nahrungsmenge kommt es ganz besonders auf die Qualität des Futter an.

 

Auch frisches Obst und Gemüse sollten zwischendurch auf dem Speiseplan stehen. Beliebt sind beispielsweise Salat, Löwenzahn, Gurken, Tomaten und Bananen. Mitunter weigern sich Schildkröten unbekannte Futtersorten zu fressen. Nahrungsverweigerung ist ein Zeichen dafür, dass die Schildkröten bisher zu einseitig ernährt worden sind. Schildkröten können dann sehr eigensinnig sein, wenn sie unbekanntes Futter erhalten. Es ist aber nicht schwierig, sie auf den Geschmack zu bringen: Mischen sie das neue Futter mit dem altbekannten und reduzieren Sie nach und nach die Menge des alten Futters. Ihre Schildkröte wird dann das für sie neue Futter gerne fressen.

Waschen Sie das Futter sorgfältig, um eventuell anhaftende Rückstände von Spritzmitteln zu entfernen! Viel Pflanzenschutzmittel sind für Reptilien erheblich schädlicher als für uns Menschen. Obst (Äpfel) sollte geschält werden, denn gerade auf  der Schale ist die Spritzmittelmenge am höchsten. ideal ist natürlich Grünfutter aus garantiert spritzmittelfreiem Anbau. Abwechslungsreich ernährte Schildkröten sind daran gewöhnt, öfter einmal etwas anderes zu bekommen und machen sich neugierig über eine neu Futtersorte her.

 

Wie soll gefüttert werden?

Erwachsene Schildkröten sollten zweimal täglich, aber ein bis zwei Tage pro Woche nicht gefüttert werden. Junge Schildkröten brauchen mehrmals täglich Futter. Füttern Sie nicht mehr, als die Tier in wenigen Minuten fressen. Wenn mehr als nötig gefüttert wird, besteht die Gefahr der Verfettung und von Verdauungsstörungen. Futter und Trinkwasser müssen Raumtemperatur haben. zu kaltes Futter führt zu Verdauungsproblemen oder sogar Darmerkrankungen!

 

Sind Reptilien so robust, wie sie aussehen?

Schildkröten und andere Reptilien sehen sehr robust, ja geradezu unverwüstlich aus. Trotzdem sind sie empfindliche und sensible Tiere, die unter unsachgemäßer Haltung und Behandlung leiden. Schildkröten sind keine Spielzeuge! Gerade kleine Kinder gehen oft zu grob mit den Tieren um, die ihre Angst und ihre Schmerzen nicht einmal durch eine Stimme ausdrücken könne. Auch warnende Drohgebärden, mit denen z.B. ein Hund anzeigt, dass der Spaß nun zu Ende ist, nehmen Schildkröten nicht ein. mache Menschen erkennen daher nicht, dass die Schildkröte einfach nur in Ruhe gelassen werden möchte, wenn sie sich z.B. in den Panzer zurückzieht.

 

Informieren Sie sich vor dem Erwerb eine Reptils über die richtigen Pflegebedingungen. Erklären Sie Ihren Kindern, dass Schildkröten artgerechte pflege benötigen, und berücksichtigen auch Sie selbst diesen Hinweis. Dann werden Sie und Ihre Kinder Lange zeit Freude an dem gepanzerten Haustier haben.

 

 

Mehr Informationen bezüglich Reptilien und Schildkröten erhalten Sie bei einem persönlichen Besuch bei Zoo-Brugger.